Dienstag, 31. August 2010

BABYLON 1

Lieber Leser, ich möchte Dir zwei kleine Fantasiegeschichten von mir erzählen. Manchmal erklären solche kleine Geschichten mehr als viele Worte. Denn bei dem lesen von Fantasiegeschichten werden auch die Gefühle angesprochen. So wird man mitempfinden und besser verstehen was ich mit diesen zwei Geschichten ausdrücken will. Ich wünsche viel Spass bei den zwei kleinen Geschichten.

BABYLON 1

Babylon, die biblische stadt, dürfte jedem geläufig sein. Der Turm zu Babel sicher auch. Diese imaginäre geschichte spielte sich also vor einigen jahrtausenden ab. Der neugierige leser kann sich ein lexikon zur hand nehmen oder im internet nachsehen um das heutige wissen über Babylon zu studieren. Sicher sehr interessant für einige leser. Sehen wir uns also diese vierhundertausend einwohner zählende stadt an.

Schon von weitem kann man diese beeindruckende stadt mit ihren vierzig meter hohen stadtmauern wahrnehmen. Aber noch beeindruckender ist ein koloss von einem gebäude das sich gut sichtbar noch in konstruktion befindet. Es ist rund und abgestuft. Nein, es ist kein gebäude. Hier ist ein weltwunder am entstehen. Es ist der berühmteste turm des altertums. Der Turm zu Babel!

Wie die ameisen sieht man die menschen an diesem turm herumwuseln. Ein geschäftiges treiben kann man schon von weitem wahrnehmen. Dieser turm überragt alles. In meiner jetzigen inkarnation bin ich ein geschäftsmann der mit trockenobst handelt. Ja, trockenobst! Was gibt es denn da zu lachen? In meiner zeit kannte man noch keine konservendosen, und das früchtezeugs wurde auf diese weise, als zusammengeschnurrtes etwas, haltbar und handelbar gemacht. Es ist kein schlechtes geschäft, wenn man sich einen guten kundenstamm herangezogen hat. Ich bin am überlegen ob ich nicht noch nüsse in mein angebot nehmen soll.

Ich bin sehr ehrgeizig und will reich werden. Vermögend bin ich ja schon. Glücklich bin ich aber noch nicht. Ich will der reichste mann der welt werden. Vielleicht werde ich dann glücklicher. Babylon besuche ich zum erstenmal. Diese stadt ist ziemlich weit von meiner heimatstadt entfernt. Ich habe schon vieles über diese sagenhafte stadt gehört. Hier kann man sicher gute geschäfte machen. Babylon ist die grösste, schönste und reichste stadt der mir bekannten welt. Und wenn das nichts ist

Ich passierte das unbewachte stadttor. Eines von vielen anderen. Diese stadt fühlte sich sicher. Es ist eine bis an die zähne bewaffnete hochkultur. Die mächtigste ihrer zeit. Es ist eine handelsstadt und durch handel reichgeworden. Nicht gerade der pöbel, der die strassen und gassen durchflutet ist reich, sondern eine kleine, feine gesellschaft die durch handel einen derartigen einfluss gewonnen hat, dass sie insgeheim an macht die des Königs der Babylonier übertraf. Und warum sind die anderen nicht reich sondern offensichtlich arm. Sie provozieren, durch ihre erniedrigung verursacht, die halbwegs anständigen bürger.

Es ist das geldsystem das die menschen in ein paar reiche und viele, viele arme menschen aufteilt. Die paar überiggebliebenen mittelständischen bürger halten sich unsichtbar um nicht aufzufallen. Sie haben angst vor dem stehlenden und mordenden abschaum der die strassen unsicher macht. Materielle armut verführt zu provozierenden trotzhandlungen und nicht nur zu raub und todschlag wie ich ernüchtert feststellen musste.

Eine weitere unsichtbare macht im staate ist das sogenannte beamtentum. Korrupte banditen im schutz eines langsam dahinfaulenden staates. Denn anders kann ich das nicht beschreiben was ich vorfand, als ich die stadt durchmaschierte um sie kennenzulernen. Es wurde mir empfohlen bei einbruch der dunkelheit nicht auf die strasse zu gehen und ausserdem abseits gelegene stadtviertel und gewisse strassen zu meiden. Ich hielt mich daran. Aber was ich so vernahm lässt mich diese grossartige stadt mit etwas anderen augen sehen.

Alles ist dem babylonischen geld verfallen. Der König ist nur noch eine marionette. Priester haben im hintergrund die wahre politische macht in den händen. Sie raffen das geld der bürger, durch harte methoden eingetrieben, an sich und werfen dem König die abgenagten knochen vor. Der König war machtlos. Wenn er einschreiten würde hätte er vielleicht sogar die Götter Babylons gegen sich. Und das sind nicht wenige. Was schlimmeres kann einem König nicht passieren. Besonders wenn er satt ist und dekadent und sich nur noch um sein eigenes wohlergehen kümmert. Das da sind: Wein, weib, spiel und gesang. Grausige spiele wie sie später nicht einmal die Römer aussinnen konnten.

Dies war die situation die ich vorfand als ich Babylon kennenlernte. Aussen hui und innen pfui. Ich verkaufte meine ganzen trockenfrüchte und erhielt babylonisches tontafelgeld wovon ich die hier vorkommenden nüsse kaufte. Ein glänzendes geschäft wie ich meinen wollte. Meine Kamele würden wieder ganz schön was zum schleppen haben. Etwa die hälfte meines tontafelgeldes habe ich in nüsse investiert als plötzlich etwas ungeheures geschah. Man nahm mir die tontafeln nicht mehr ab. Tontafelentwertung! Etwas mir völlig unbekanntes. Ich wusste zwar von den schwankungen im geldmarkt. Aber ich war auf gold geeicht. Und gold behielt immer noch etwas an wert.

Meine tontafeln allerdings konnte ich in die wüste werfen. Sand zu sand. Ton zu ton. Ich war der angeschmierte. Man hat es zwar schon läuten hören, dass die babylonische währung in probleme steckte. Aber es traf trotzdem alle wie die nassen hunde. Keiner verstand mehr den anderen. Es hersschte sprachverwirrung. Denn die tontafelsprache war dem allgemeinen volk nicht geläufig. Nur die priesterkaste hatte den zugang dazu. Später wurden sie von dem wütendem volk abgemurkst. Götter hin oder Götter her. Mit tontafeln und verknöcherten priestern konnte man halt nicht den knurrenden magen beruhigen. Und Ratten als proteinspender wurden auch immer rarer. Die heiligen Katzen wurden heimlicih schon alle verzehrt. Bei nacht und nebel, dass der Katzengott es ja nicht mitbekommen würde.

Den Turm zu Babel, den die pristerkaste bis in den himmel bauen wollte um den Göttern die hand zu reichen, traf das gleiche schicksal wie die tontafeln. Sand zu sand. Ton zu ton. Die Ägypter konnte man noch mit zwiebeln beim bau der Pyramiden bei laune halten. Bei den Babyloniern klappte dieser trick nicht. Da müsste schon bier herhalten. Aber das kostet zuviel in der herstellung. Ausserdem war der bekritzelte ton werlos geworden.

Zuerst nahm das pack beschlag von dem riesenbau und feierte darin seine gelage. Dann zerfiel er. Lehm ist noch weniger haltbar wie ton. Mit menen nüssen konnte ich den schaden noch etwas eindämmen. Allerdings habe ich das eine gelernt. Traue keinen tontafeln nicht. Als ich alt war und meine Söhne das geschäft weiterführten war ich zwar vermögend, vielleicht sogar reich, aber noch lange nicht der reichste mann der welt. Daher kann von glück auch keine rede sein. Tontafeln versauen mir immer noch den appetit wenn ich nur an diese dinge denke. Die stadt Babylon versank mit seinen inzwischen auf vierzigtausend bürger eingeschrumpften einwohnerschaft in vergessenheit.

Trockenobst hätte da länger gehalten. Das spiel mit wein und weib hat der pöbel von dem inzwischen gelynchten geldadel übernommen. Durch die übermässigen saufgelage wurde das immunsystem der restlichen einwohner geschwächt und man vermutet, dass ein besonders gehässiger Gott ihnen einen Aidsvirus ins saure bier geschüttet hat. Wohl bekomms!

Babylon zwei folgt dann demnächst in diesem blog.

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